Wo immer du bist von Cylin Busby

Die beiden Sabrinas von dem Blog Bookwives suchten im Mai für das Jugendbuch „Wo immer du bist" eine kleine Gruppe von Lesern, die Lust haben nicht nur das Buch zu lesen, sondern auch mit Anmerkungen, Ideen, Skizzen usw. zu verschönern. Und auch, wenn es mir sogar schwer fiel, in Fachbücher zu schreiben und ich Bücher so lese, dass man die Abnutzung nicht erkennen kann, gefiel mir das Wanderbuchprojekt auf Anhieb sehr gut. Und, ein Jugendbuch mit Anspruch ist auch für Erwachsene etwas, finde ich, also bewarb ich mich und durfte sogar als erste der netten Runde kreativ sein...

 

Zu Beginn fiel es mir noch schwer, in das Buch hinein zu schreiben und auch später - trotz einiger bunten Versuche - wurde der Bleistift mein Liebling, aber das war er zum Zeichnen eigentlich schon immer. Und irgendwann überwog auch die Geschichte mit ihrem Tiefgang dem kreativen Austoben, so dass ich lieber weiter lesen wollte, als mit bunten Stiften Zeit zu verlieren...

 

Und damit bin ich schon fast mitten in der Geschichte von West und Olivia.

 

West Spencer ist 17 Jahre alt, besucht die elfte Klasse der Marshall Highschool und führt ein ganz normales Leben in der Pubertät. Sein größtes Hobby ist BMX-Rad fahren und es passiert, was passieren muss: Auf einer seiner Fahrradtouren verunfallt West so stark, dass er sich nach einigen Erinnerungslücken im Krankenhaus wieder findet. Das Schlimmste daran: Er kann sich nicht mehr bewegen und ist offensichtlich gelähmt. 

 

Erst durch ein Mädchen, Olivia, das auch in diesem Krankenhaus liegt, lernt er langsam und Schritt für Schritt, nicht nur mit der Außenwelt durch Augenblinzeln zu kommunizieren, sondern auch, was es bedeutet eine Freundin zu haben, die immer für ihn da ist - egal, wie man nach einem Unfall aussieht oder wie mobil man ist. Sie zeigt ihm den wahren Grund leben zu wollen: Die Liebe. 

 

Doch dann entscheiden sich Wests Eltern für eine risikoreiche Operation an seinem Rücken in einem anderen Krankenhaus, um die Lähmungserscheinungen zu minimieren und West zurück in sein früheres, „normales" Leben zurück zu holen.

Auch West selbst will wieder der sein, der er mal war, vor allem aber für Olivia. Und so verspricht er nach seiner OP zurück zu kehren und immer für sie da zu sein, so wie sie es auch für ihn war.

 

Was West (und der Leser) zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Was hatte es mit den Albträumen von West während seiner Unfallaufwachphase auf sich? Was davon ist wahr und was nicht?

Und: Können er und Olivia nach seiner Operation je wieder eine normale (Liebes-)Beziehung miteinander führen?

 

„Wo immer du bist" ist ein zutiefst rührendes Buch über ein extrem schwieriges Thema: Nahtoderfahrungen und Koma, aber auch eine tiefe, innige Liebe, wie es sie kein zweites Mal gibt.

Die Autorin schafft es dabei, die Geschichte von West und Olivia so wundervoll zu erzählen, dass man als Leser durchaus geneigt ist, die Erzählung zu glauben, auch, wenn sie nur fiktiv und erfunden ist:

Ein Junge, der verunfallt, seine Eltern, die es nur gut mit ihm meinen, sein Freund, der nur mit Lautstärke Wests Zustand im Krankenhaus ertragen kann und seine Exfreundin, die sich nicht mehr traut, ihm in die Augen zu blicken. Ärzte und Pflegepersonal, die ihn ruppig behandeln, Physiotherapeuten und eine Krankenschwester, die an ihn glauben und eine Psychologin, die am Ende doch nur an sich selbst denkt. Da ist Platz für die große Liebe und eine Freundin/eine Seelenverwandte, die ihn wirklich versteht: Olivia.

 

Und doch ist es eine Geschichte voller Überraschungen, Wendungen und vieler rührender und trauriger Momente.

 

Ich persönlich halte deshalb die Leseempfehlung „ab 14 Jahren" für etwas verfrüht (zumindest, wenn das Lesen nicht begleitet wird durch Eltern, Pädagogen o.ä.) - auch, weil West selbst 17 Jahre alt ist und mit seiner eigenen Situation erst kämpfen muss und dabei Stärke beweist, die sich vermutlich erst junge Erwachsene so richtig vorstellen können. Außerdem ist es manchmal schwer zu verstehen, was Wirklichkeit und was Fiktion ist - für West und damit auch den Leser.

 

Aber die Schulzeit ist für mich schon einige Jahre her und so kann ich nur von mir selbst behaupten, dass es sich tatsächlich auch als Erwachsener mal lohnt, tiefgründige Jugendbücher zu lesen.

 

Danke an die beiden Sabrinas, dass ich das Buch lesen durfte und Teil der Kreativen sein konnte. Anbei einige Bilder meiner Lesezeit mit dem Buch.

 

 

Was mit dem Buch auf Wanderschaft weiter passiert, könnt ihr übrigens auch bei den Bookwives nachlesen, und zwar hier. Viel Spaß beim Verfolgen, Nachlesen und Schmökern.

 

 

[daniela]